top of page

Bildung kostet: Nachteile der sozialpädagogischen Lehre

Ein persönlicher Kommentar/Erfahrungsbericht



Hallöchen an alle miteinander,


Heute möchte ich ein wenig über die Schattenseiten einer Ausbildung oder ein Studium mit einem Schwerpunkt in der Bildung (also z.B. ErzieherIn, LehrerIn oder Sozialpädagoge/in) schreiben. Dies soll auch ein persönlicher Kommentar werden, da ich selbst in dieser Richtung gelernt habe vor gar nicht allzu langer Zeit.


Nur dual ist genial

Deutschland ist das Land der dualen Ausbildungen. Betriebe und Berufsschulen gehen Hand in Hand, um dem/r Auszubildenden von heute fachgerecht auf den Beruf vorzubereiten. Gleichzeitig verdient der/die Lernende seine eigene Vergütung. Prinzipiell wird damit auch vermittelt, dass man für seine Arbeit und Leistung gewürdigt wird. Ein gutes Konzept also.


Erzieherberufe als duale Katastrophe


Leider trifft dies auf Bildungsberufe (und sicher auch Andere) nicht zu. In den allermeisten Bundesländern läuft eine Erzieherausbildung so ab, dass man zunächst 2 Jahre lang ohne jegliche Bezahlung zur Schule geht und die Theorie erlernt, welche für den Beruf notwendig ist. Danach hat man dann ein Praxis- bzw. Anerkennungsjahr, wo man, wie der zweite Name schon andeutet, die staatliche Anerkennung erwirbt.


Doch warum ist das so? Liegt es daran, weil der Beruf zu schwer ist, dass man zuerst theoretische Grundlagen braucht, um den Job anwenden zu können? Kann man dies nicht auch auf andere Ausbildungsberufe anwenden wie z.B. Anwendungsentwickler, die zuerst programmieren lernen sollten bevor sie zur Arbeit sollten? Ich finde es ein schwaches Argument, so zu denken. Wenn ich frisch aus der Schule kommen würde, vielleicht noch zu Hause bei meinen Eltern leben würde und auf ein Einkommen entsprechend nicht angewiesen bin, dann könnte ich so leben.

Stehe ich aber bereits im Berufsleben und muss Miete und ein Leben finanzieren, dann kann es doch nicht gewollt sein, dass ich erst einmal 2 Jahre auf ein noch so kleines Einkommen verzichten soll oder?


Auch bei Lehrern und Sozialpädagogen (bitte hier auch an die weiblichen Berufsbezeichnungen denken) sieht es nicht anders oder sogar noch schlimmer aus. Bevor ein Lehrer wirklich eigenes Einkommen hat, muss er in Deutschland mindestens für fünf Jahre studieren. In dieser Zeit gibt es kein Geld und ein Studium ist wie so vieles in Deutschland alles andere als einfach. Bei den Sozialpädagogen sieht es mit mind. drei Jahren Studium bis zur staatlichen Anerkennung nicht anders aus.


Was man gut erkennt: Deutschland braucht und möchte Fachkräfte, wie diese aber während ihrer Ausbildung bzw. ihres Studiums leben können, ist nur zweitrangig von Bedeutung.


Aber es gibt doch BAFÖG und Studienkredite!


Das gute, alte Argument, dass der Staat Mittel zur Verfügung stellt in Form von BAFÖG, sehe ich leider nur wenig in einem gutem Licht. Wo andere Auszubildende beispielsweise Geld verdienen und dieses auch behalten dürfen, sollen BAFÖG-Beziehende (Azubis wie auch Studenten) dies wieder zur Hälfte zurückzahlen. Ein fairer Deal sieht meiner Meinung nach anders aus. "Wer etwas aus sich machen möchte, muss auf alles verzichten." könnte man jetzt sagen. Dann sollte einem aber auch prompt der Grund klarwerden, warum es überhaupt diesen Fachkräftemangel gibt. Studien- und Ausbildungsabbruch oder direkt eine andere Berufswahl sind hier keine Seltenheit und nur die allerwenigsten, die wirklich auf alles verzichten möchten, haben eine Chance und sind natürlich heiß begehrt.


Das große Geld ist in pädagogischen Berufen trotzdem nicht möglich, aber auch nicht unbedingt ausschlaggebend.

Mach's nicht so schwer, sei quer!


Man führt jetzt natürlich zurecht an, dass man ja auch den Quereinstieg wagen könnte und einfach die staatliche Anerkennung (ErzieherIn/SozialpädagogeIn) oder das Referendariat (LehrerIn) nachholen könnte. Für den Lehrer ist trotzdem ein vorangegangener Master- bzw. Diplomabschluss Pflicht, doch ist der einmal geschafft, steht hier einem Quereinstieg heutzutage tatsächlich nicht mehr viel im Weg. Als Sozialpädagoge oder Erzieher hat man es da in Deutschland wesentlich schwerer. Ein berufsbegleitendes Studium für Sozialarbeit/-pädagogik steht hier beispielsweise ganz oben auf einer ToDo-Liste. Einen Weg ohne Universitätsabschluss gibt es nach meinem Kenntnisstand derzeit nicht.


Und als ErzieherIn? Es ist möglich. Gerade erst Ende letzten Jahres wurde beschlossen, dass beispielsweise Quereinsteigern ohne Erzieherausbildung der Weg vereinfacht werden soll, um so den Fachkräftemangel ein wenig zu bekämpfen. Trotzdem steht immer noch im Fokus, dass auch Quereinsteiger die staatliche Anerkennung nachholen oder vorher noch einmal die Ausblidung zum Erzieher machen müssen. Eine einfache Form der Umschulung ist so nicht ohne Weitereres möglich.


Interessanter Fakt: Ich habe mal bei einer Berufsfachschule für Erzieher angerufen und gefragt, wie es mit der Externenprüfung, also quasi der Abschlussprüfung für Nicht-Azubis aussieht. Doch dafür wird in der Regel auch eine Praxiserfahrung von mehrere Jahren in einer sozialpädagogischen Einrichtungen (Hort, KiTa, Schulen) vorausgesetzt.

Hier aber der Knackpunkt: Eine Arbeit dort OHNE eine Qualifikation dafür zu bekommen ist kaum möglich, da auch die Einrichtungen Auflagen vom Staat zu erfüllen haben. Diese schreiebn dann in etwa vor, wer überhaupt eingestellt werden darf und oft zählen Quereinsteiger komischerweise nicht dazu. Eine verfahrende Situation also.


Und die Alternative?


Für ein Studium habe ich solch eine Alternative noch nicht gefunden. Vielleicht sollte man das Studium dual machen mit entsprechender Anstellung an den Schulen bzw. sozialpädagogischen Einrichtungen. Doch wie werden eigentlich Lehrer bezahlt? Richtig! Der Staat übernimmt diese ehrenvolle Aufgabe und hat der Staat Geld für unausgebildete Lehrkräfte? Zum Teil.

Ich selbst war einige Zeit Vertretungslehrer an einer Oberschule und da war das Kontingent für Fachkräfte immer irgendwie in einer gewissen Form begrenzt bzw. musste jedes Schuljahr wieder neu ausgehandelt werden.


Trotzdem entwickelt sich derzeit ein Trend mit der Praxis-Integrierten-Ausbildung (PIA) für ErzieherInnen in einigen Bundesländern. PIA sieht vor, dass man wie bei einer "normalen" dualen Ausbildung ein paar Tage in der Woche zur Arbeit geht, die anderen Tage in der Berufsschule das Tehoriewissen erlangt. Natürlich gibt es dann auch eine Vergütung seitens des Trägers, wo man die praktische Phase über arbeitet. Ein Vorwurf gibt es in der Hinsicht, dass man die noch ungelernten Azubis nur wenig im Betrieb einsetzen könnte. Die Arbeit mit Kindern ist schließlich und zurecht ein sensibles Thema und sollte prinzipiell nicht von ungelernten Menschen ausgeübt werden.

Aber ist dies nicht in jeder Ausbildung so, dass man zunächst ungelernt ist und dass es an dem Arbeitgeber/Ausbilder liegt, entsprechende Umgebungen zum Lernen des Schützlings zu schaffen? Lehramtsstudierende haben schließlich auch nach wenigen Semestern i.d.R. erste kleine Praxisphasen, wo sie mehr hospitierend erfahrenen Lehrkräften über die Schultern schauen können. 


Ein Fazit


Ich persönlich denke, dass noch mehr geht in Deutschland, was die Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft (hiermit sind alle pädagogischen Berufe gemeint) angeht. Es zeigen sich positive Entwicklungen und neue Möglichkeiten werden aufgezeigt, trotzdem ist die Situation vielerorts nach wie vor unverändert schwer.



Wie ist es bei euch so? Was man bei pädagogische Berufe sehen kann, erkennt man auch in anderen Feldern. Ein schönes Beispiel ist die Informatik. Informatik ohne Bezhalung studieren, weil potenziell später mehr Geld drin ist oder lieber eine Ausbildung mit Vergütung absolvieren?


Ich wünsche allen einen schönen Start ins Wochenende! Bleibt gut drauf!



Euer


GameMakking-ErzieherInnen-bewundernde Dizzy


15 Ansichten
bottom of page