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Was den Reiz von Spielen ausmacht (in der Bildung)


Hey liebe Leser!


Ich wünsche allen einen wunderbaren 1. Mai! Da ich zu den Personen gehöre, die noch arbeiten, ist es für mich natürlich ein schönes Gefühl, ein verlängertes Wochenende zu haben und natürlich möchte ich wie jeden Freitag über ein Thema aus der Bildung schreiben. Da diese Website sich ja auch in erster Linie mit (Computer-)Spielen beschäftigt, möchte ich darauf heute einmal in kurzer Ausführlichkeit berichten. Also viel Spaß beim Lesen!


Als kleine, aber sehr wichtige Anmerkung: Dies wird vorläufig auch mein letzter Blogbeitrag zum Thema Bildung sein. Der Grund ist einfach: Es gibt nur weniger Leser derzeit und so ein Beitrag kostet Zeit, den ich nicht mehr für die Spielentwicklung habe. Und um Letzteres geht es ja in erster Linie in meinem Blog. Ich rede und schreibe zwar gerne über Bildung, aber ich denke, dass ich die Zeit sinnvoller investieren kann.



Dizzy? Was ist denn nun überhaupt ein Spiel?


Das ist eine gute Frage, Dizzy! Lass mich sie dir beantworten!

Ein Spiel ist erst einmal nichts weiter als ein "so tun als ob". Der Spielende macht ein Sache mit bestimmten Regeln in einer erfundenen Welt. Dies kann schon das Vater-Mutter-Kind-Spiel aus Kindertagen sein, ein "Mensch ärgere dich nicht", ein "Age of Empires" oder sogar ein Bauklotzspielen eines kleines Kindes. Ist dieser Holzklotz ein Auto oder sogar eine Rakete? Im Spiel wird eine eigene Wirklichkeit in den Gedanken und Handlungen der Spielenden konstruiert. Und annehmen, sich ausdenken kann man alles bis zu den Grenzen der Fantasie.


„Der Form nach betrachtet, kann man das Spiel also zusammenfassend eine freie Handlung nennen, die als ‚nicht so gemeint’ und außerhalb des gewöhnlichen Lebens stehend empfun­den wird und trotzdem den Spieler völlig in Beschlag nehmen kann, an die kein materielles Interesse geknüpft ist und mit der kein Nutzen erworben wird, die sich innerhalb einer eigens bestimmten Zeit und eines eigens bestimmten Raums vollzieht, die nach bestimmten Regeln ordnungsgemäß verläuft und Gemeinschaftsverbände ins Leben ruft, die sich ihrerseits gern mit einem Geheimnis umgeben oder durch Verkleidung als anderes als die gewöhnliche Welt herausheben.“ (Huizinga, Johan (1939): Versuch einer Bestimmung des Spielelementes der Kultur. Amsterdam: Pan­theon Akademische Verlagsanstalt).



Geduldspiele - manche hassen, manche lieben sie


Und was ist nun der Reiz an Spielen?


Nach Jürgen Fritz (Fritz, Jürgen (2004): Das Spiel verstehen. Weinheim: Juventa) kann man 11 Reizquellen unterscheiden, die für Spieler aller Altersgruppen zutreffen: Rausch, Wettkampf, Wagnis, Problemlösung, Entspannung, vom Zufall bestimmt, ästhetischer Genuss, Spaß/Überraschung, künstlerische Gestaltung, Sammelleidenschaft, sich in andere verwandeln. Ein kleiner Ausblick in die Spielentwicklung verrät, dass die meisten Spiele mehrere dieser Reize ansprechen wollen auf ihre eigene Art und Weise. So kann auch in vielen Spielen die Interaktion (mit der Umwelt und anderen) einen besonderen Reiz des Spielerlebnisses ausmachen.


Für Sozialwissenschaftler liegt der Reiz an Spielen aber wahrscheinlich eher darin, dass sie damit sehen können, inwieweit dies Kindern in ihrer frühesten Zeit hilft bei ihrer Entwicklung. Immerhin erwirbt das Kind beim Spielen Grundqualifikationen des sozialen Handelns. Es entwickelt seine eigene Identität (auch im Sinne des Spieles). Auch kann mit Spielen sehr gut die geistige Leistungsfähigkeit, aber auch die gefühlsmäßigen Dispositionen (z.B. "guter" und "schlechter" Verlierer) untersucht werden. Im Spiel lernen die Kinder den Umgang mit Objekten, mit anderen Menschen und mit sich selbst. Durch diese generelle Weltaneignungsfunktion lässt sich das Spiel nicht einzelnen Fachbereichen oder Disziplinen zuordnen, sondern stellt eine interdisziplinäre Handlungskategorie dar.

Werden beim Lernen solche spielerischen Handlungen eingesetzt, kann das Spiel sogar als pädagogische Methode betrachtet werden. Man spricht dann von der sog. Spielpädagogik.



Ein Klassiker - Freundschaften können dadurch aufhören...


Und welche Funktion erfüllt so ein Spiel in der Schule (oder anderen pädagogischen Einrichtungen)?


Eine wichtige Funktion, die Sozialisationsfunktion, ist bereits im letzten Abschnitt erwähnt worden. Die Spielpädogogik macht aber noch andere Bedeutungen des Spiels aus, welche sich überall in pädagogischen Einrichtungen (KiTas, Schulen, Museen, Ganztagsbereich, Freizeiteinrichtung für Kinder und Jugendliche) finden lassen.


Die Lernfunktion


In einem Spiel lernt man durch eine Aktion das jeweilige Spielthema. Dabei kann nahezu jedes Thema in eine spielerische Aktion umgewandelt werden. Diese Aktionsweise ist dabei eher in künstlerischer und kreativer Form und weniger eine fachspezifische und wissenschaftliche Methode.


Die Beschäftigungsfunktion


Nicht nur in der Familie, auch in der pädagogischen Einrichtung dient das Spiel der Kinder ihrer eigenständigen Beschäftigung in einer relativ sicheren, betreuten Umgebung.


Die Zeitstrukturierungsfunktion


Kinder und Jugendliche brauchen Rituale und einen Zeitablauf, um sich an dem späteren Arbeitsleben etwas mehr zu nähern. Aufräumspiele zu Hause, Kreisspiele auf Kindergeburtstagen oder zum Wachwerden in der Schule, Pilzesammeln als jaheszeitliche, oft wettkämpferische Spielform oder sogar Spiele auf großen Partys haben eine ins sich wiederkehrende zeitliche Struktur meistens (und stellen oft einen besonderen Höhepunkt dar).


Die Bildungsfunktion


Durch die Fantasieentwicklung im Spiel und den Experimentalcharakter von Spielhandlungen können Kinder ihrem Alter und Entwicklungsstand entsprechende Erfahrungen sammeln. Diese kulturellen Bildungsprozesse, die im Spiel stattfinden, können durch die Auswahl der Spielmaterialien, durch bestimmte Spielangebote und Interventionen beim Spielen von den pädagogischen Fachkräften unterstützt und beeinflusst werden.


Die Bestätigungsfunktion


Ob man es einsehen möchte oder nicht: Der Mensch braucht Bestätigungen, Kinder dabei mehr wie Erwachsene. Es trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei und ist wichtiger Bestandteil der eigenen Identitätsentwicklung. Durch Spielwiederholungen wird dazu beigetragen, dass man seine Leistungen (im Spiel) verberssern kann, aber auch seine eigenen Fähigkeiten differenzieren und vertiefen lernt. Außerdem gibt es viele Momente der Anerkennungsausschüttung durch andere Personen sowie auch den persönlichen Bezug zu Spielerfolgen.


Kommunikation, Unterhaltung, Sozialordnung und Analyse sind ebenfalls wichtige Funktionen des Spiels, welche hier zumindest erwähnt werden sollten eine eine gleichgroße Bedeutung haben wie die bereits Beschriebenen.



Fazit


Spiele sind mehr als Geldmacherei der Gaming Industrie. Natürlich ist es ein wichtiger Aspekt, dass bei häufiger Reizbefriedigung ein Spiel wahrscheinlich öfter gekauft wird, aber es geht auch immer um ein Erleben des Spielens mit allen Sinnen. Ich selbst bin mit Spielen (auch ohne digitale Medien) groß geworden und sehe in ihnen einen wesentlichen Baustein meiner Persönlichkeit. Mein besonderer Bezug zu ihnen hat mich immer bis hierher geführt. Ich finde es schade, wenn Erwachsene, darunter viele Eltern, dem Spielen keine Bedeutung beimessen und hoffe, dass dieser kleine Beitrag ein wenig Aufklärung verschafft. Nicht jedes Spiel muss natürlich diesen Funktionen entsprechen, doch die meisten Spiele erfüllen mindestens eine.


Wie ist es bei euch? Was ist euer Bezug zu Spielen? Wenn ihr jetzt nach dem Lesen drüber nachdenkt: Gibt es ein Spiel, dem ihr eine besonders hohe Bedeutung eurer Persönlichkeitsentwicklung beimesst? Wenn es eins gibt: Welches? Schreibt's in die Kommentare!


Euer

GameMaking-GameLoving-GamePlaying Dizzy


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